Der Berliner Fußball-Verband (BFV) hat einen umfassenden Fünf-Punkte-Plan entwickelt, der sich mit der dringend benötigten Verbesserung der Sportinfrastruktur in der Hauptstadt befasst. Dieses Konzept wurde gezielt an die zuständigen sportpolitischen Entscheidungsträger in Berlin adressiert, um konkrete Schritte zur Modernisierung und Weiterentwicklung der städtischen Sportstätten anzustoßen.
„Wir verzeichnen in Berlin ein erhebliches Defizit im Sportflächenbestand. Um einer weiteren Verschärfung der Situation entgegenzuwirken, gilt es, jetzt zielgerichtete Maßnahmen zu beschließen, die kurzfristig für Entlastung sorgen, aber auch langfristig nachhaltige Verbesserungen bringen. Dafür haben wir für die zentralen Handlungsfelder fünf konkrete Lösungsvorschläge erarbeitet und den politischen Entscheidungsträger:innen vorgelegt.“
Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-Verbands
Fünf Handlungsfelder: Die Lösungsvorschläge des BFV im Überblick
Das erarbeitete Papier enthält fünf präzise formulierte Lösungsvorschläge, die darauf abzielen, die Entwicklung und Instandhaltung der Sportstätten in Berlin effizienter, nachhaltiger und zukunftsorientierter zu gestalten. Dabei handelt es sich um praxisnahe Handlungsempfehlungen, die auf die spezifischen Herausforderungen der Hauptstadt abgestimmt sind. Die behandelten Themenfelder umfassen folgende zentrale Aspekte:
- Fördermittel an gestiegenen Sanierungsbedarf anpassen
Die Baukosten im Bereich des Sportplatzbaus und im Bereich der Sportplatzsanierung sind in den vergangenen Jahren, analog zu den allgemeinen Baukosten in anderen Branchen, gleichermaßen stark angestiegen. Die entstandenen Kostensteigerungen stehen dabei in einem unausgewogenen Verhältnis zu den begrenzten Fördermitteln der öffentlichen Verwaltung. Der BFV hat für die Sanierung der ca. 350 Großspielfelder in Berlin (bei einem durchschnittlich notwendigen Sanierungsrhythmus von zwölf Jahren) einen jährlichen Finanzbedarf von mindestens zehn Millionen Euro allein für die Kunstrasensysteme errechnet. Um dem bereits bestehenden Sanierungsstau entgegenzuwirken, müssen die Mittel des Sportstättensanierungsprogramms daher dringend aufgestockt werden. - Reaktivierung ‚verlassener Sportanlagen‘
Eine Recherche des BFV hat diverse nicht mehr genutzte Sportanlagen identifiziert, die durch Instandsetzung und Reaktivierung bzw. einfache Entwicklungsmaßnahmen (wie der Nachrüstung von Flutlicht) dem Problem der Flächenknappheit entgegenwirken können. Die Liste dieser Sportstätten mit Reaktivierungs- bzw. Entwicklungspotenzial wurde der Senatsverwaltung für Inneres und Sport vorgelegt und kann dem kompletten Schreiben (siehe unten) entnommen werden. - Neue Stadtquartiere mit wettkampfgerechter Sportinfrastruktur ausstatten
In einem Ballungsgebiet wie Berlin, mit einer steigenden Flächenknappheit ist es eine Herausforderung neue Flächen für zusätzliche Großspielfelder zu gewinnen. Der BFV spricht sich dafür aus, dass in jedem neu geplanten Stadtquartier der Sport mitgedacht werden und mindestens ein wettkampfgerechtes Großspielfeld mit den dazugehörigen Funktionsgebäuden in der Flächenplanung verpflichtend integriert werden muss (analog des beispielhaften Stadtquartiers Lichterfelde Süd). Dazu wurde eine Liste bereits fertiggestellter oder noch in Planung befindlicher Stadtquartiere mit entsprechendem Sportflächenbedarf identifiziert und der Senatsverwaltung vorgelegt (siehe komplettes Schreiben unten). - Sportstättenbau an den Schulbau koppeln
Der BFV spricht sich dafür aus, dass Schulanlagen zukünftig mit wettkampftauglichen Sportstätten (Großspielfeld und Drei-Felder-Hallen) geplant bzw. ausgestattet werden und freie Nutzungszeiten dem Vereinssport zugänglich gemacht werden. Des Weiteren muss geprüft werden, welche wettkampftauglichen Schulsportstätten bereits existieren, aber noch nicht durch den organisierten Vereinssport genutzt werden. Das vorhandene Potenzial verspricht eine kurzfristige Lösung, um dem steigenden Nutzungsdruck auf den Berliner Sportanlagen entgegenzuwirken. - Die integrierte Sportentwicklungsplanung als Grundlage für eine Sportstättenbau-Offensive nutzen
In den letzten Jahren wurde in Berlin für alle zwölf Stadtbezirke eine integrierte Sportentwicklungsplanung durchgeführt. Dabei wurde der aktuelle Bestand der bestehenden Sportstätten erhoben und der statistische Bedarf der Bevölkerung an Sportanlagen ermittelt. Zusätzlich wurden Möglichkeiten erarbeitet, wie die bestehenden Sportstätten erweitert, ausgebaut bzw. ertüchtigt werden könnten. Der BFV fordert eine Weiterverfolgung dieser datenbasierten Grundlagenarbeit und eine Überführung der Erkenntnisse in eine Sportstättenbau-Offensive mit einem erforderlichen finanziellen Volumen von 450 Mio. Euro.
Aktuelle Studie untermauert Handlungsbedarf
Dass ein erheblicher Handlungsbedarf im Bereich der Sportinfrastruktur besteht, wird auch durch die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) untermauert, die im Auftrag der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) durchgeführt wurde. Die Studie zeigt alarmierende Defizite auf: Bereits 40 Prozent der befragten Kommunen gaben an, dass einzelne Sportangebote aufgrund des schlechten baulichen Zustands der Anlagen nicht mehr stattfinden können. Dies verdeutlicht, dass die Problematik nicht nur ein lokales Phänomen ist, sondern bundesweit auftritt und dringend angegangen werden muss.
„Eine Erhöhung des Finanzhaushalts für Bau- und Sanierungsvorhaben von Sportanlagen bleibt eine unserer Kernforderungen und ist in Zeiten allgemeiner Kostensteigerungen im Bausektor unerlässlich. Darüber hinaus liegen erhebliche Entwicklungspotenziale bei bereits bestehenden Anlagen vor, auf deren Nutzung kurz- bis mittelfristig ein stärkerer Fokus liegen muss. Für die langfristige Verbesserung der Infrastruktur sind zudem integrierte Konzepte notwendig, die den Sport als elementaren Bestandteil der Flächenplanung an den Quartiers- und Schulbau koppeln.“
Klaus Sonnenschein, BFV-Präsidialmitglied Sportinfrastruktur
Der BFV sieht in der Umsetzung seines Fünf-Punkte-Plans eine entscheidende Chance, die sportliche Infrastruktur Berlins nachhaltig zu stärken, gesellschaftliche Teilhabe zu fördern und die Voraussetzungen für ein breites Freizeit- und Sportangebot in der Hauptstadt zu schaffen. Die Investition in Sportstätten ist dabei nicht nur ein Beitrag zur Förderung von Sport und Bewegung, sondern auch ein zentraler Baustein für soziale Integration, Gesundheit und ein lebendiges Stadtleben.