Der FC Energie Cottbus steht vor einer gewaltigen Herausforderung: Nur 16 Spiele trennen den Verein vom möglichen Aufstieg in die zweite Bundesliga. Doch neben der sportlichen Leistung gibt es noch ein weiteres, millionenschweres Hindernis: die Lizenzauflagen der Deutschen Fußball Liga (DFL). Bis zu zweieinhalb Millionen Euro müssten in das Stadion investiert werden, um die erforderlichen Standards zu erfüllen. Nun sucht der Verein nach Unterstützung.
DFL-Inspektion offenbart Mängel
Vor gut einer Woche empfing das Leag Energie Stadion hochrangige Vertreter der DFL. Diese begutachteten die Spielstätte und prüften, ob sie den Anforderungen der zweiten Bundesliga entspricht. Ihr Fazit: Das Stadion von Energie Cottbus, das seit über einem Jahrzehnt kein Zweitligaspiel mehr gesehen hat, ist nicht mehr auf dem neuesten Stand. Sollte der Verein tatsächlich den Aufstieg schaffen, sind erhebliche Investitionen nötig, um die Lizenz zu erhalten.
Stadion entspricht nicht den Anforderungen
„Mit dem aktuellen Zustand ist eine Zweitliga-Lizenz nicht möglich“, erklärte Energie-Präsident Sebastian Lemke im Interview mit dem rbb. Und das ist offensichtlich: Schief hängende Türen im Spielertunnel, bröckelnde Tribünen, veraltete Werbebanner anstelle von modernen LED-Banden und ausgebleichte Plastikstühle für die Auswechselspieler zeigen, dass das Stadion in die Jahre gekommen ist. Trotz dieser Mängel scheint es auf den ersten Blick jedoch tauglich für den Profifußball.
Strenge Auflagen im Lizenzierungsprozess
Die Details der Mängelliste ergeben sich aus der DFL-Lizenzierungsordnung, insbesondere dem fast einhundert Seiten umfassenden ‚Regelwerk für Stadien und Sicherheit‘. Darin werden etwa Sitzplatzbreiten von mindestens fünfzig Zentimetern vorgeschrieben, eine Mindestanzahl an Einzelduschen in den Kabinen sowie eine Flutlichtstärke von mindestens 1.200 Lux. Doch das aktuelle Flutlicht im Stadion erreicht nur 800 Lux – ein entscheidender Punkt auf der To-do-Liste.

Neben der Beleuchtung gibt es weitere Mängel: nicht überdachte Sitzplätze in den Stadionecken, zu kleine Auswechselbänke, fehlende Medienanschlüsse für TV-Übertragungen und unzureichende technische Kapazitäten.
Lizenzantrag muss bis März gestellt werden
Ob der Aufstieg gelingt oder nicht – der FC Energie Cottbus muss bis zum 1. März einen Lizenzantrag für die zweite Bundesliga bei der DFL einreichen. Bis dahin müssen die Umbauten nicht abgeschlossen sein, aber der Verein muss einen verbindlichen Plan zur Umsetzung inklusive Finanzierung vorlegen. „Es wäre tragisch, wenn der sportliche Erfolg am Ende an der Infrastruktur scheitert“, so Lemke.
Unterstützung aus der Region gefragt
Schon länger bemüht sich Energie um finanzielle Hilfe von der Stadt Cottbus, den Gemeinden und dem Land Brandenburg. Lemke betont die kulturelle Bedeutung des Vereins für die Region: „Energie Cottbus ist ein Aushängeschild. Wer sonst bringt hier alle zwei Wochen 10.000 Menschen zusammen?“
Bereits in der Vergangenheit stellte der Verein Anträge auf Fördermittel, unter anderem bei der Wirtschaftsregion Lausitz (WRL). Trotz eines Milliardenbudgets für regionale Investitionen wurde der Antrag von Energie Cottbus im vergangenen Sommer abgelehnt. Nach Protesten des Vereins wurde zumindest eine Machbarkeitsstudie beschlossen, die langfristige Modernisierungsmöglichkeiten für das Stadion und dessen Umfeld untersuchen soll.
Großprojekt in Aussicht – aber zunächst zählt das Flutlicht
Die langfristigen Pläne für das Stadion gehen weit über die geforderten zweieinhalb Millionen Euro hinaus. Präsident Lemke spricht von dreißig bis vierzig Millionen Euro, um das Stadion nicht nur zweitligatauglich zu machen, sondern es auch als Veranstaltungsort und wirtschaftlichen Standort zu etablieren. Selbst ein kompletter Neubau steht zur Diskussion. Bürgermeister Tobias Schick hat bereits Unterstützung signalisiert, unter anderem mit der Modernisierung der städtischen Trainingsplätze.

Doch für umfangreiche Umbaumaßnahmen sind vor allem Landesmittel erforderlich. „Möchte das Land Brandenburg einen Zweitligisten?“, fragt Lemke. Falls ja, sei eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadt, Land und Verein notwendig. Vorerst sei jedoch die kurzfristige Finanzierung für Flutlicht und andere grundlegende Anpassungen entscheidend.
Finanzierung bleibt unklar
Woher das Geld kommen soll, bleibt offen. Der FC Energie Cottbus kann als Drittligist die Kosten allein nicht stemmen, und selbst mit Unterstützung durch Sponsoren bleibt die Finanzierung ungewiss. Während Bürgermeister Schick betont, dass Stadt, Gemeinden und Land prüfen müssen, was möglich ist, gibt es aus den Landkreisen bereits Absagen. So erklärte die Verwaltung von Oberspreewald-Lausitz, dass sie „weder willens noch in der Lage“ sei, finanzielle Unterstützung zu leisten. Auch der Landkreis Spree-Neiße sieht angesichts der angespannten Haushaltslage keine Möglichkeit zur Beteiligung. Das Bildungs- und Sportministerium Brandenburgs lehnt ebenfalls eine Förderung für Profisportvereine ab.
Ob dennoch ein anderer Teil der Landesregierung bereit ist, einen Beitrag zu leisten, bleibt abzuwarten. Alternativ müssten Energie und seine Sponsoren zumindest die dringendsten Modernisierungen selbst stemmen.
Aufstieg als Herausforderung und Chance zugleich
Die Uhr tickt. Bürgermeister Schick mahnt zur Eile: „Wir haben nicht viel Zeit, um die DFL-Auflagen zu erfüllen.“ Präsident Lemke sieht den sportlichen Erfolg als zugleich vielversprechend und herausfordernd: „Die Gefahr eines Aufstiegs rückt näher.“